Landschaftspflege in der Sülldorfer Feldmark: Bauern und Jäger erhalten die Kopfweiden

In Norddeutschland kennt sie jedes Kind – die knorrigen Gestalten an den Gräben und in den Knicks, die ihre struppigen „Frisuren“ aus Ästen, Trieben und Blättern in den oft grauen Himmel recken. Die Rede ist von den Kopfweiden, die bei uns so typisch sind für das Landschaftsbild und auf Reiter, Spaziergänger oder Sportler eine unvergleichliche Faszination ausüben. In vergangenen Zeiten wurden sie regelmäßig „abgeerntet“ um aus den elastischen Trieben Korbwaren zu flechten, ihre Äste wurden zu Werkzeugstielen verarbeitet und die stärkeren Exemplare dienten als Zaunpfähle an den Viehweiden – wo sie nicht selten wieder ausschlugen und innerhalb kurzer Zeit neue Bäume wachsen ließen. Heute haben andere Materialien die Weidenruten fast vollständig verdrängt, die Bäume werden nicht mehr beschnitten und wuchern aus, zerbrechen schließlich in den Winterstürmen. Ein typisches Landschaftsmerkmal geht so verloren – und eine wichtige ökologische Ressource gleich mit. Denn die von Menschenhand geschaffenen Kopfbäume – hauptsächlich Weiden, aber auch Eschen, Pappeln, Eichen und andere Arten – bieten vielen Tieren Schutz und Lebensraum, angefangen bei Insekten, die den hohen Totholzanteil zersetzen, über Reptilien und Kleinsäuger bis hin zu Steinkauz und anderen Höhlenbrütern, die gern die Baumhöhlen bewohnen.

Mit freundlicher Unterstützung des Landwirts kann auch sicher in der Höhe gearbeitet werden

  Auch Fledermäuse, Siebenschläfer, Steinmarder und andere finden  in den „Köpfen“ Unterschlupf. Deshalb setzen sich die Sülldorfer Bauern zusammen mit den Jägern ein für den Erhalt dieser kleinen Bio-Paradiese.

Landwirt Heinz Behrmann: „zuerst beschneiden wir die Bäume grob, das erledigen wir heute mit speziellen Forstmaschinen, die die herausgeschnittenen Äste gleich sauber in Haufen legen. Danach kommt die Handarbeit: Schnittflächen müssen begradigt, Bruchstellen beseitigt werden um einen sauberen Neuaustrieb zu fördern“. Das Schnittgut wird anschließend gehäckselt und größtenteils als CO²-neutrales Heizmaterial verwendet. Ein kleinerer Teil geht als Totholz in den Knick zurück, ebenso wie die Stammstücke, die die Jäger neben den Kopfweiden aufgeschichtet haben. Bernd Neumann vom Landesjagd- und Naturschutzverband: „Um die Stapel herum wachsen schnell Gräser, Kräuter und Gehölze. Wir schaffen damit neben den Kulturflächen Biotop-Inseln für die unterschiedlichsten Tiere, bis hin zu Hasen und Rehen, die hier vor Störungen durch Witterung, Hunden und Menschen sicher sind“.

Warum tun Bauern und Jäger das? Behrmann und Neumann sind sich einig: „Wir leisten damit einen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt. Die bäuerliche Kulturlandschaft mit ihren vielfältigen Strukturen ist ein wertvoller Schatz für die Biodiversität in unserem Land. Den wollen wir erhalten!“

Ein Totholzstapel entsteht

2 Jahre später wird daraus eine Biotopinsel am Rand der Kulturfläche entstehen

Nach der Aktion: Frühstück in der Scheune von Heinz Behrmann

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Bezirks-Jägergruppe Altona-Blankenese im Landes Jagd- und Naturschutzverband Hamburg